Aufgrund eines Problems mit Alternathera reineckii habe ich meinen Tröpfchentest-Messpark etwas erweitert und bin dabei auf ein interessantes Phänomen gestossen:
Alle meine Becken mit Red-Bee-Sand haben absolut null Phosphate im Wasser.
Ich habe daher angefangen, Phosphat einzeln auf Stoß nachzudüngen, nur um festzustellen, dass am nächsten Tag wieder alles weg ist
Bezüglich des Phosphat-Lochs bin ich mittlerweile etwas weiter gekommen. Offenbar mache ich hier schon einige Zeit lang etwas grundsätzlich falsch.
Vorgeschichte:
Vor etwa 5 Monaten habe ich mein erstes Becken auf Soil (Red-Bee-Sand) umgestellt, da ich Hochzucht-Red-Bees züchten wollte und es davor nicht wirklich geklappt hat. Im Zuchtbecken, einem 30er Dennerle Nano-Cube, hatte ich endlich gemerkt, dass ich Planarienbefall hatte und selbige mit Panacur dann ausgerottet.
Etwa zur gleichen Zeit bin ich auf den Red-Bee-Sand gestossen und den Bodengrund in dem Becken (schwarzen Basalt-Kies) sicherheits- und neugierigkeitshalber gegen Red-Bee-Sand ausgetauscht und einen Bodenfilter eingebaut, der ja für den Red-Bee-Sand empfohlen wird und mit dem ich schon lange in anderen Becken gute Erfahrungen gemacht habe.
Seit diesem Zeitpunkt klappt es mit den Garnelen und deren Zucht perfekt, allerdings kümmern die Pflanzen seit drei, vier Monaten etwas vor sich hin und Bart- und Fadenalgen kommen auf. Da ich gelesen habe, dass das Soil nach max. einem Jahr mit Wasserwechseln aus der Leitung seine ionenaustauschende Wirkung verliert, wollte ich clever sein und habe nach den ersten beiden WW mit LW nur noch auf GH 8 aufgehärtetes Osmose-Wasser gewechselt.
Die Wasserwerte KH (=0) GH (=8) und pH (=6) sind seither perfekt und konstant, NO3 kommt bei mir nicht über 12mg/l und andere Parameter habe ich nicht gemessen.
In den ersten beiden Monaten liefen die Pflanzen auch noch normal, ab dann wurde alles immer langsamer und die Algen fühlten sich zunehmend wohler.
Ist jetzt alles nicht irgendwie dramatisch, aber man merkt doch, dass da etwas nicht stimmt.
In meiner ersten Begeisterung habe ich dann Ende Februar auch in einem 111 Liter Panorama den Sandboden und HMF gegen Red-Bee-Sand und Bodenfilteranlage getauscht. Hier das gleiche Bild, Wasserwerte top, Garnelen und Fische in Bestform, nach etwa 6 Wochen die ersten gelben Blätter, Glossostigma will mittlerweile gar nicht mehr, Cryptocorynen verlieren ein Blatt nach dem anderen und Bart- und Fadenalgen lassen sich blicken. In beiden Becken habe ich natürlich gedüngt, eigentlich immer täglich Profitto und Easy-Carbo, beides etwas unterdosiert.
Im 111er habe ich vor etwa 6 Wochen die Düngung umgestellt auf den Dosator von Dennerle und V30 als Volldünger.
Parallel dazu hatte ich hier noch einen 60er Dennerle Cube (mein Sakura-Becken), auch mit Bodenfilter, auch mit aufgehärtetem Osmosewasser auf GH8, KH 0-1 und pH knapp über 6 eingestellt, jedoch mit Blähton-Substrat als Bodengrund (kein Soil). In diesem Becken hatte ich keine Wuchs- oder Algenprobleme. Da sich meine Bees im Moment wie verrückt vermehren brauche ich aber Platz für neue Becken und habe den 60er Cube ausser Betrieb genommen, die Sakuras ins Panorama umgesiedelt und an anderer Stelle Platz für mehrere Scapers's Tanks geschaffen, der erste läuft seit etwa 3 Wochen. Natürlich auch mit Bodenfilter und Red-Bee-Sand.
Die Pflanzenprobleme in den beiden älteren Becken habe ich bislang auf andere Faktoren geschoben und mich auch nicht wirklich darum gekümmert, hält sich ja eigentlich alles noch in Grenzen, beide Becken bekommen im Frühjahr und Herbst, wenn die Sonne noch nicht so hoch geht auch relativ viel direktes Sonnenlicht ab, damit kann man sich vermehrte Algenbildung auch erklären.
Nur durch die Macke der Alternanthera im neuen Scaper's Tank bin ich dann doch neugierig geworden und habe das Becken auf Nährstoffmängel hin untersucht und bin so auf das Phosphat-Loch gestossen.
Offenbar bindet Red-Bee-Sand immense Mengen an Phosphat, 0,4mg/l Phosphat verschwinden bei mir über Nacht. Und das, wie ich mittlerweile festgestellt habe, in allen drei Becken. Stoßdüngung macht keinen Sinn, ist nach 24 Stunden nichts mehr da. Da auch im 111er das HCC an den älteren Trieben vergilbt, und genügend Eisen im Wasser ist (0,2mg/l) tippe ich auf Kalium-Mangel, den ich leider (noch) nicht messen kann. Phosphat-Mangel sieht eigentlich anders aus.
Kalium habe ich jetzt ein paar Tage lang auf Verdacht nachgedüngt, ohne einen positiven Effekt zu bemerken.
Könnte natürlich auch CO2-Mangel sein, denn trotz Druckgas-Anlage ist das Lösungsvermögen von CO2 in einem Wasser mit KH=0 doch recht begrenzt (der Dennerle-Dauertest, der laut Dennerle auch bei einer KH=0 noch funktioniert wird bestenfalls dunkelgrün, also bestenfalls 10 mg/l CO2).
Mir ist nun jedenfalls der Verdacht gekommen, dass Red-Bee-Sand deutlich mehr an verschiedenen Ionen bindet als nur die Carbonate.
Meine nächste Idee war nun, versuchshalber in einem Becken das Bindungsvermögen des Soils für Phosphat zu sättigen, also jeden Tag nach Messung auf 0,4mg aufzudüngen, und das so lange, bis am nächsten Tag wieder Phosphat messbar bleibt. Das habe ich aber verworfen, ich will mir keine Phosphat-Massierung im Boden bauen.
Anstatt dessen mache ich nun im 111er und im Scapers's Tank täglich 20% WW mit unserem harten Leitungswasser. Und siehe da, jetzt nach 5 Tagen sind zwar die Algen noch nicht weg, aber die Pflanzen fangen an, aktiver zu werden, es perlt mehr Sauerstoff aus, wobei auch nach jedem Frischwasserwechsel der Bodengrund kräftig Bläschen wirft, möglicherweise CO2-Abspaltungen aus den Carbonaten. Durch die Wasserwechsel verspreche ich mir einen Mindestbestand an irgendeinem Micro- oder Macro-Naährstoff zu erhalten, der wohl vom Soil gebunden wird.
Im Zuchtwürfel lasse ich alles so, wie es ist, sozusagen als Kontrollgruppe, in den beiden anderen Becken probiere ich mal bis auf weiteres die Wasserwechsel-Methode.
Roland